In Anbetracht dramatischer Fälle terroristisch motivierter Taten stellt sich die Frage nach deren Ursachen. In einer großen Anzahl von Fällen spielen Prozesse der Radikalisierung eine tragende Rolle. Diese sind Kern des vorliegenden Kapitels. Zunächst werden die verwandten Begriffe Radikalismus, Extremismus und Terrorismus definiert und vom Phänomen der Radikalisierung abgegrenzt. Im Anschluss werden Ursachen der Radikalisierung erörtert. Im Zentrum stehen dabei einerseits einzelne Faktoren, die gemäß aktueller Forschung zu Radikalisierung beitragen können. Darunter fallen Person- und Situationsfaktoren, wie Autoritarismus oder soziale Ausgrenzung sowie individuelle und Gruppenprozesse, wie das Bedürfnis nach Signifikanz oder Phänomene von Gruppenpolarisierung. Andererseits werden etablierte Modelle der Radikalisierung wie das theoriebasierte Treppenmodell und das empirisch untermauerte Radikalisierungspuzzle vorgestellt. Das Kapitel schließt mit einem Ausblick für weitere Forschung und skizziert Impulse für die Praxis und Politik.

Schlüsselwörter: Radikalisierung, Radikalismus, Extremismus, Terrorismus, Faktoren, Modelle

Prof. Dr. Michaela Pfundmair

geb. 1984, ist aktuell Professorin für Nachrichtendienstpsychologie an der Hochschule des Bundes in Berlin. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der Psychologie der Radikalisierung und den Auswirkungen sozialer Exklusion auf das Erleben und Verhalten, insbesondere im Rahmen extremer Reaktionen.

Christian Hartings

geb. 1990, ist aktuell als forensischer Psychologe im Bereich Staatsschutz des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen in der Terrorismusbekämpfung tätig. Hier beschäftigt er sich im Schwerpunkt mit der Risikoeinschätzung von Gefährdern und relevanten Personen aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich des gewalttätigen v. nicht-gewalttätigen Extremismus.