Dieses Kapitel diskutiert anhand des Beispiels politischen Protests die Ursachen und Folgen staatlicher Gewalt und Gewalt gegen den Staat. Zunächst zeigen wir mithilfe quantitativer Protestereignisdaten, dass Gewalt auf beiden Seiten eher die Ausnahme als die Regel ist. Demonstrationen sind überwiegend ein friedlicher Ausdruck politischen Engagements. Dennoch kommt es regelmäßig zu gewaltsamen Ausschreitungen. Basierend auf Erkenntnissen der international vergleichenden Protestforschung diskutieren wir mögliche Erklärungsfaktoren von Gewalt, darunter Opportunitätsstrukturen, strategische und normative Überlegungen sowie Eskalationsdynamiken. Anschließend zeigen wir mögliche Konsequenzen von Gewalt auf. Beispielsweise kann Gewalt zu weniger Akzeptanz sowohl einer sozialen Bewegung als auch staatlicher Institutionen führen. Sie kann einen direkten Effekt auf Protestdynamiken haben und einen indirekten Einfluss auf Wahlergebnisse nehmen. Den Medien kommt eine Schlüsselrolle bei der Rahmung und Beschreibung von Gewalt zu. Ein besseres Verständnis dieser Dynamiken kann helfen, Konflikte auf und abseits der Straße konstruktiver zu lösen.

Schlüsselwörter: Protest, Demonstrationen, Eskalation, Strategie, Polizeigewalt, Widerstand, Gewalt

Sebastian Hellmeier

geb. 1989, ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe „Transformations of Democracy“ am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Zuvor war er Postdoc am „Varieties of Democracy (V-Dem) Institut“ an der Universität Göteborg und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz, wo er 2019 promoviert wurde. Seine Forschung beschäftigt sich mit politischem Protest, dem Vergleich autoritäer Regime sowie Demokratisierungs- und Autokratisierungsprozessen.

Johannes Vüllers

geb. 1982, ist Senior Research Fellow am „Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)“ an der Universität Duisburg-Essen. Zuvor war er Assistant Professor am „Institute of Security and Global Affairs“ an der Universität Leiden und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz. Seine Forschung beschäftigt sich mit Protestgruppen, Protesten in Bürgerkriegskontexten und der Rolle von Religionen in Konflikten.