Der nachfolgende Beitrag behandelt den Begriff Kultur des Friedens („Culture of Peace“) sowie die psychosozialen Bedingungen, die für eine solche Kultur gegeben sein müssen. Zunächst stellt der Beitrag das Konzept einer Friedenskultur vor und beleuchtet dessen geschichtlichen Hintergrund. Nachfolgend werden acht Schlüsselkomponenten einer solchen Kultur vertieft dargestellt: Gewaltlosigkeit, Achtung der Menschenrechte, Toleranz und Solidarität, Gleichheit von Frauen und Männern, nachhaltige Entwicklung, Demokratie, freier Informationsfluss und eine umfassende Erziehung zum Frieden. Abschließend wendet sich der Beitrag einer Erörterung psychosozialer Prinzipien zu, die für die Aufrechterhaltung eines nachhaltigen Friedens eine herausragende Rolle spielen: (1) Biologischer Determinismus fördert Gewalt und soziale Ungleichheit; (2) die Verringerung sozialer Ungleichheit zwischen Individuen und zwischen Gesellschaften fördert Frieden; (3) Gewalt kann durch Konfliktmanagement und konstruktive Nutzung von Konflikten verhindert werden; (4) die Förderung gewaltfreier Traditionen kann gewalttätige Vorkommnisse auf zwischen- und innerstaatlicher Ebene reduzieren; (5) gewaltfreies Handeln ist ein Mittel zur Förderung sozialer Gerechtigkeit; (6) mehr Kommunikation und Kontakt insbesondere in Krisensituationen nützt dem Frieden; (7) eine emanzipatorische Psychologie fördert konstruktive gesellschaftliche Veränderungen; (8) die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist eine friedensfördernde Maßnahme und (9) Prävention geht vor Intervention. Der Beitrag endet mit dem Appell, die Psychologie als Wissenschaft solle auf die Schaffung einer Kultur des Friedens nach den Grundsätzen der Vereinten Nation Einfluss nehmen und gleichzeitig den Erkenntnisstand psychologischer Friedensforschung durch neue Forschungsprogramme wesentlich erweitern.

Schlüsselwörter: Kultur des Friedens, historischer Überblick, Schlüsselkompetenzen, psychosoziale Bedingungen, Gewaltlosigkeit

Klaus Boehnke

Klaus Boehnke ist Professor für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Jacobs University Bremen. Von 2017 bis zum 24. Februar 2022 war er auch stellvertretender Leiter des Zentrums für Soziokulturelle Forschung an der Wirtschaftshochschule (HSE) in Moskau. Er beschäftigt sich vor allem mit Themen der Sozialisationsforschung. Boehnke promovierte 1985 in Psychologie an der TU Berlin und war danach an der FU Berlin, der HU Berlin und der TU Chemnitz tätig. Für längere Forschungsaufenthalte hielt er sich an der Australian National University (1987), der University of Toronto (1997/98) und der National University of Singapore (2008/9) auf. Von 2018 bis 2020 war er Präsident der International Association for Cross-Cultural Psychology (IACCP). Von 2005 bis 2013 war er Vorsitzender des Forums Friedenspsychologie, von 2007 bis 2017 Prodekan der in der Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschule BIGSSS.

Florence Maggs

Florence Maggs schloss 2019 ihr grundständiges Psychologiestudium an der University of Dundee, Schottland, mit dem Bachelor-Grad ab. Danach war sie an der Jacobs University Bremen im bilingualen Studiengang Psychologie mit Schwerpunkten in der klinischen, der A&O, sowie der interkulturellen Psychologie eingeschrieben ist und schloss ihr Studium im Sommer 2022 mit dem Master of Science ab. Forschungs- und Interessenschwerpunkte bilden die klinisch-therapeutische und politische Arbeit von Psycholog*innen.