Bewaffnete Konflikte dauern aktuell immer länger und werden häufig von anhaltenden instabilen Postkonfliktphasen abgelöst. Die Zivilbevölkerung ist häufig in das Kriegsgeschehen involviert. Vor diesem Hintergrund sind Menschen in Konfliktregionen in besonderer Weise verschiedensten Traumatisierungen ausgesetzt und haben ein hohes Risiko, gesundheitliche Folgen davon zu tragen. Das Kapitel gibt einen Überblick über die Komplexität der gesundheitlichen Folgen traumatischer Erfahrungen und thematisiert nicht nur die häufig betrachteten psychischen, sondern auch die körperlichen Folgen von Traumatisierungen. Darüber hinaus wird die Langfristigkeit und Komplexität der Folgen diskutiert und auf Langzeitverläufe, die Dualität von positiven (Posttraumatisches Wachstum) und negativen Folgen nach traumatischen Erfahrungen und transgenerationale Effekte eingegangen. Eine kurze Einführung in die Befundlage zu psychotherapeutischen Behandlungsansätzen ergänzt die Übersicht. Im zweiten Teil des Beitrages wird im Detail auf Geflüchtete und den Prozess der Flucht, die vielfältigen Belastungen durch traumatische Erfahrungen und deren Behandlung eingegangen. Exemplarisch wird die Narrative Expositionstherapie etwas detaillierter dargestellt, um die Behandlungsansätze plastischer zu erklären. Zusammenfassend wird auch die Verantwortung der Aufnahmeländer für die Versorgung traumatisierter Geflüchteter und für die Anerkennung des Leids und des Unrechts hervorgehoben.


Schlüsselwörter: Trauma, Traumafolgen, Flucht, Geflüchtete, PTBS, Depression, Langzeitverläufe von PTBS, Transgenerationale Übertragung, Bewältigung, Psychotherapie

Prof. Dr. Heide Glaesmer

geb. 1973, Psychologische Psychotherapeutin und stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig. Sie hat an der Universität Leipzig Psychologie studiert und 2004 an der FU Berlin promoviert. Sie leitet an dieser Abteilung gemeinsam mit Dr. Yuriy Nesterko die Forschungsgruppe „Psychotraumatologie und Migrationsforschung“ und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den gesundheitlichen Folgen von Traumatisierungen, vor allem im Kontext bewaffneter Konflikte und von Flucht und Vertreibung. Sie ist Herausgeberin der Zeitschrift „Trauma und Gewalt“ und des Handbuches Psychotraumatologie.

Universität Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Philipp-Rosenthal-Str. 55, 04103 Leipzig, Tel.: 0341-9718811, E-Mail:

Dr. Yuriy Nesterko

geb. 1984, leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Heide Glaesmer die Forschungs-gruppe „Psychotraumatologie und Migrationsforschung“ an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig und ist zudem Co-Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung am Zentrum ÜBERLEBEN in Berlin. Er hat an der Universität Leipzig Psychologie studiert und an der Medizinische Fakultät der Universität Leipzig 2016 promoviert. Er beschäftigt sich mit Migrations- und Fluchtforschung und den psychischen Folgen von Traumatisierungen in diesem Kontext. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Erforschung sexualisierter Kriegsgewalt.