Um Gewalt und Konflikte verstehen und erklären zu können, ist eine Perspektive auf Täterinnen zentral; dies möchte der Beitrag durch eine Einführung in die interdisziplinäre Forschung zu Täterinnen leisten. Der Beitrag argumentiert, dass eine handlungsorientierte Perspektive auf Täterschaft (statt akteurszentriert auf Täterinnen) hilfreich sein kann, unter anderem auch, um komplexere Rollen der parallelen Täterschaft, des Rettens und der Opferschaft aufzudecken. Welche Motivationen einer Täterschaft zugrunde liegen, wird im Beitrag zentral behandelt; dabei wird zwischen Motivationen, die sich auf die Ingroup der Täterinnen, auf die Outgroup der Opfer oder auf opportunistische Interessen der Täterinnen fokussieren, unterschieden. Motivationen werden wiederum von Faktoren unterschieden, die nicht den Anstoß zur Beteiligung geben, sondern nur erleichternd einwirken oder den Kontext aufspannen. Weiter erläutert der Beitrag, wie unterschiedliche Gesellschaften nach der Gewalt mit ehemaligen Täterinnen umgehen und welche verschiedenen Formen der Aufarbeitung zum Tragen kommen. Insgesamt lässt sich aus dieser Täterinnenorientierten Perspektive auf Gewalt eine komplexere Präventionsarbeit für die Praxis ableiten.

Schlüsselwörter: Täter, Täterinnen, Täterschaft, Complex Political Actors, Social Identity
Theory, Motivationen, Transitional Justice, Völkermord, Terrorismus, Gewalt

Timothy Williams

geb. 1987; Juniorprofessor für Unsicherheitsforschung und gesellschaftliche Ordnungsbildung, Universität der Bundeswehr München; Promotion an der Philipps-Universität Marburg, 2017; Forschung im Bereich Dynamiken der Gewalt in Völkermord mit Fokus auf Täter*innen sowie Politik der Erinnerung und Aufarbeitung nach der Gewalt.