Menschenrechte sind ein bedeutsames Ideal politischen und gesellschaftlichen Handelns. Bei deren Durchsetzung ist Menschenrechtsbildung bedeutsam und hierbei insbesondere die Komponenten Wissen, positive Einstellung und Handlungsbereitschaft. Repräsentative Untersuchungen verweisen auf geringes Wissen, widersprüchliche Einstellungen und mäßige Handlungsbereitschaft in der Bevölkerung. Bedeutsame Gründe dafür sind die Darstellung von Menschenrechten in Schulbüchern und Massenmedien. Der Artikel stellt dar, dass die Wahrnehmung von Menschenrechtsverletzungen abhängig ist vom Kontext sowie von Personenmerkmalen. Menschenrechte werden nicht nur weltweit verletzt, sondern zudem politisch missbraucht: Sie werden auf bürgerliche und politische Rechte reduziert, die Kritik an Staaten bezüglich Menschenrechtsverletzungen ist hoch selektiv, und sie werden missbraucht u.a. zur Begründung von Kriegen. Abschließend werden aus einer psychologischen Perspektive Empfehlungen zu Menschenrechtsbildung gegeben. Menschenrechte sind hoch bedeutsam: Ihre Verwirklichung trägt wesentlich zum Frieden innerhalb von Staaten bei, ihr Missbrauch zu Gewalt und Krieg.


Schlüsselwörter: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR), Einstellung zu Menschenrechten, Handlungsbereitschaft für Menschenrechte, bürgerliche und politische Menschenrechte, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, Menschenrechtsbildung, Menschenrechts-Charta, Menschenrechts-Missbrauch, Menschenrechtsverletzungen, Unteilbarkeit von Menschenrechten, Wissen über Menschenrechte


Jost Stellmacher


Dr. Jost Stellmacher ist promovierter Diplom-Psychologe und Oberstudienrat im Hochschuldienst an der Philipps-Universität Marburg. Seit vielen Jahren Mitglied im Forum Friedenspsychologie und seit 2008 am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg für die Koordination und Durchführung der Lehrer:innenbildung in der Psychologie zuständig. Forschungsschwerpunkte lagen bisher im Bereich der Menschenrechtsbildung, der Vorurteilsforschung sowie dem Bereich der Aggression und Gewalt bei Jugendlichen.

Gert Sommer


Prof. Dr. Gert Sommer, geboren 1941 in Dortmund, Studium in Bonn und Freiburg. Promotion in Bonn, Habilitation in Heidelberg. Prof. für Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Gemeindepsychologie (1977-2006) in Marburg. Mitglied der Krefelder Initiative. Mitbegründer der Interdisziplinären Arbeitsgruppe für Friedens- und Abrüstungsforschung (IAFA) der Philipps-Universität Marburg, Sprecher 1993-1995, 1997-1998. Mitbegründer des Forum Friedenspsychologie (vormals Friedensinitiative Psychologie*Psychosoziale Berufe), Vorsitzender 1986-2005, danach Ehrenvorsitzender. Vorstandsmitglied der interdisziplinären Zeitschrift Wissenschaft & Frieden 1991-2014. Mitbegründer des Zentrums für Konfliktforschung, Marburg, Mitglied des Direktoriums 2001-2016. Zahlreiche Publikationen zur Friedenspsychologie, insbesondere Feindbilder und Menschenrechte.