Climate Justice now! – Der Ruf nach Klimagerechtigkeit verdeutlicht, dass die Klimakrise nicht allein mittels ökologischer Modernisierung gelöst werden kann. An diesen Ausruf knüpfen Klimagerechtigkeitsbewegungen an, die den Klimawandel nicht nur als eine ökologische, sondern auch als eine soziale Krise begreifen. Um eine sozial-ökologische Transformation und ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, ist unserem Verständnis zufolge das Wechselspiel gesellschaftspolitischer Entwicklungen und individueller Bildungsprozesse unter einer globalen Gerechtigkeitsperspektive in den Blick zu nehmen. Der in der Klimaschutzdebatte oft vorherrschende Fokus auf die Veränderung von individuellen Konsum- und Lebensweisen lenkt von den notwendigen systemischen und damit politischen Nachhaltigkeitsbemühungen ab. Die Bedeutung postkolonialer Strukturen in der (Re-)Produktion von globalen Ungerechtigkeiten wurde lange Zeit ignoriert. Die Klimakrise ist Ausdruck und Ergebnis von kapitalistischen, rassistischen und kolonialen Macht- und Herrschaftsverhältnissen, Ausbeutungspraktiken sowie imperialen Lebensweisen. Klimaschutz, globale Gerechtigkeit und Frieden verstehen wir deshalb als eng miteinander verwoben. Das Ziel dieses Kapitels ist es, zentrale Begriffe und Konzepte vorzustellen, die zum Verständnis der Zusammenhänge von Klimakrise, Kolonialismus und sozial-ökologischer Transformation beitragen. Vor diesem Hintergrund befassen wir uns zuerst mit den ökologischen und dann mit den sozialen sowie den politischen Dimensionen der Klimakrise. Im Anschluss stellen wir das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und die Sustainable Development Goals (SDGs) vor. Danach erläutern wir am Beispiel von Postwachstum einen Vorschlag für ein alternatives Wirtschafts- und Gesellschaftskonzept. Außerdem erörtern wir, welche Rolle und Bedeutung Bildung in einer sozial-ökologischen Transformation zukommt. Dazu stellen wir den Bildungsansatz Global Citizenship Education (GCE) vor, der sich auf post- und dekoloniale Theorien bezieht und dabei die kolonialen und rassistischen Gesellschaftsverhältnisse zum Ausgangspunkt des Lernens für eine sozial-ökologische Transformation macht. Abschließend folgt ein Ausblick mit weiterführenden Forschungsfragen sowie Implikationen für die Bildungspraxis.

Schlüsselwörter: Klimakrise, nachhaltige Entwicklung, SDGs, Global Citizenship Education, sozial-ökologische Transformation, Kolonialismus, Kapitalismus, Dekolonisierung, Postwachstum, Suffizienz

Nadine Etzkorn

geb. 1990, Studium der Erziehungswissenschaft und Psychologie in Jena, Berlin und Kopenhagen, Promotion zum Thema Auslandsmobilität von internationalen Studierenden als Raum für dekoloniale Bildungsprozesse (gefördert durch die Stiftung der Deutschen Wirtschaft), Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Bildung für nachhaltige Entwicklung, Global Citizenship Education, Internationalisierung von Hochschulen, Migration und Bildung, Bildungstheorien und post- und dekoloniale Theorien, Anschrift/Kontakt: Universität Bielefeld, AG 10 Migrationspädagogik und Rassismuskritik, Universitätsstraße 25, 33615 Bielefeld,

Josephine Tröger

geb. 1985, Studium der Psychologie und Literatur-Kunst-Medien an den Universitäten Konstanz und Monterrey. Forschung und Arbeitsschwerpunkte: Suffizienzorientierung, Einstellungsänderungen, sozial-ökologische Transformation, Anschrift/Kontakt: Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI, CC Energietechnologien und Energiesysteme, Breslauer Straße 48, 76139 Karlsruhe,

Gerhard Reese

geb. 1981, Studium der (Sozial-)Psychologie an den Universitäten Erfurt, Jena und Canterbury/UK, Promotion zu Intergruppenprozessen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2010), Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Umweltpsychologie (Klima- und Natur- schutz, Natur und Gesundheit) und sozial-ökologische Transformation sowie soziale und globale Ungerechtigkeit Anschrift/Kontakt: Universität Koblenz-Landau, Professur für Umweltpsychologie, Fortstr. 7, 76829 Landau,